Die deutsche Consultingbranche hat im Jahr 2022 ein Rekord-Umsatzplus von 15 Prozent hingelegt, der höchsten Steigerung seit dem Jahr 1992. Der Branchenumsatz stieg laut neuester BDU-Studie von 38,1 auf 43,7 Milliarden Euro. Für das laufende Geschäftsjahr erwarten die Consultants eine weiterhin gute Geschäftsentwicklung mit zweistelliger Wachstumsrate.
80 Prozent der Marktteilnehmenden haben für das laufende Jahr 2023 eine positive Umsatzprognose abgegeben. Mehr als jedes zehnte Consultingunternehmen erwartet sogar ein Umsatzplus von mehr als 20 Prozent. Reinrechnerisch würde sich aus den Studienergebnissen bei dem erwarteten Wachstum von zwölf Prozent ein Gesamtumsatz am Ende des Jahres 2023 von 49,0 Milliarden Euro ergeben. Allerdings: „In den zurückliegenden Jahren ist das tatsächliche Wachstum im Consulting regelmäßig höher ausgefallen als der prognostizierte Wert aus unseren Marktbefragungen. Ich kann mir daher durchaus vorstellen, dass wir ein höheres Umsatzplus im Gesamtjahr sehen werden, mit dem die 50-Milliarden-Umsatzmarke vielleicht übersprungen werden kann“, gibt sich Strehlau optimistisch.

Die bereits in den letzten Jahren erkennbare Zweiteilung in der Geschäftsentwicklung der Marktteilnehmer wird dabei wohl anhalten. Während die großen Unternehmensberatungen mit einem Umsatzplus von durchschnittlich 16 Prozent planen, fällt die Prognose bei den kleineren Consultingfirmen und den Einzelberatern mit einem erwarteten Umsatzplus von sieben bzw. sechs Prozent merklich verhaltener aus. Eine besonders starke Nachfrage nach Beratungsleistungen erwarten die Consultants bei den Themen Nachhaltigkeit (+ 17%), Employer Branding (+ 17%), Sanierungsberatung (+ 15%) und IT-Daten und -sicherheit (+ 15%). Auf der Kundenseite soll die Dynamik für die Geschäftsentwicklung unter anderem aus den Branchen Energie- und Wasserversorgung (+ 14,5%), Public Sector (+ 13,5%) und Healthcare (+ 13 %) kommen.
Künstliche Intelligenz wird als Chance, nicht als Bedrohung wahrgenommen
Den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) bewertet der Großteil der Unternehmensberatungen vor allem als Chance. „Künstliche Intelligenz nutzen viele Marktteilnehmer schon heute, beispielsweise bei Recherche- oder Analyseaufgaben. Der Einsatz im Consulting bringt Vorteile durch Zeitgewinn und Produktivitätssteigerung sowie noch präzisere Datenanalysen. Damit können Unternehmensberatungen sich vom limitierenden Faktor für das eigene Wachstum entkoppeln, der zunehmend durch den Mangel an qualifizierten Mitarbeitenden entsteht“, so BDU-Präsident Ralf Strehlau.

Aus Sicht von 83 Prozent der Consultants bieten die rasanten Entwicklungen bei Künstlicher Intelligenz für die eigene Tätigkeit mehr Chancen als Risiken. Die größten Vorteile werden im Zeitgewinn (76 %) und der höheren Produktivität (56 %) gesehen. Nur bei sechs Prozent löst der KI- Einsatz Angst um den eigenen Arbeitsplatz aus. Risiken werden von den Unternehmensberaterinnen und Unternehmensberatern vor allem im Hinblick auf die Verlässlichkeit (66 %) und Verzerrung (50 %) von Informationen gesehen.
Anzahl der Beratenden steigt, während Backoffices schrumpfen
2022 waren in Deutschland rund 173.000 Unternehmensberaterinnen und -berater beschäftigt. Die Zahl aller Mitarbeitenden lag insgesamt bei rund 220.000. Der Anteil von Mitarbeitenden, die mit Backoffice-Aufgaben wie Übersetzungen oder Recherchen betraut sind, ist innerhalb eines Jahres merklich gesunken. Waren es 2021 noch etwa 56.500 Frauen und Männer, die in diesem Tätigkeitsspektrum in den Unternehmensberatungen gearbeitet haben, so sank der Anteil im Jahr 2022 auf 47.000. Der Hauptgrund ist die gesteigerte Produktivität aufgrund vielfach digitalisierter Prozesse und veränderter Arbeitsabläufe.