Seit Februar 2015 wird über die neuen, virtuellen Berater-Vermittler im deutschsprachigen Raum berichtet – nun, rund dreieinhalb Jahre später haben sich die Gründer von KLAITON zum Verkauf der Mehrheit ihrer Unternehmensanteile an einen strategischen Investor entschieden. Wie es dazu kam, warum dieser Schritt für Sie der richtige war und wie es nun weitergeht, schildern KLAITON-Gründer Tina Deutsch und Nikolaus Schmidt im Interview mit der Consultant Career Lounge.
Consultant Career Lounge (CCL): Frau Deutsch, Herr Schmidt, herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Deal. Ihr Unternehmen KLAITON wurde an die Haufe Gruppe verkauft. Wie kam es dazu?
Tina Deutsch (TD): Wir hatten uns bewusst vorgenommen, eine Finanzierungsrunde zu machen und die nächste Stufe des Wachstums von KLAITON zu zünden. Im Januar 2018 lernten wir auf der LEARNTEC in Karlsruhe Kollegen von Haufe kennen und allen Beteiligten war relativ schnell klar, dass es hier ganz gut passen könnte mit einer Zusammenarbeit.

CCL: Was waren die Schnittmengen?
Nikolaus Schmidt (NS): Wir haben sowohl eine hohe inhaltliche, als auch kulturelle Nähe vorgefunden: Haufe ist sehr digital und hat ein sehr hohes Qualitätsverständnis. Bei Haufe, als exzellente Adresse in den Themen HR, Consulting und Training, sehen wir die KLAITON-Plattform bestens positioniert.
TD: Wir waren sehr beeindruckt von Haufe und wie digital man dort denkt. Man merkt, dass die Fragen, Ideen und Konzepte in Richtung Digitalisierung dort schon sehr weit gediehen sind. Eines ist klar: Im Jahr 2018 würde eine Haufe in keine klassische Beratung investieren, sondern in ein innovatives, neuartiges Consulting-Modell.
CCL: Kommt ein solcher Exit für Sie als Gründer nicht äußerst früh?
NS: Sie haben Recht: Eigentlich sollte ein solcher Schritt frühestens ab 2019 oder 2020 in Betracht gezogen werden. Uns war aber bereits bei Gründung von KLAITON klar, dass wir für einen Verkauf offen sein würden, wenn es letztlich passt und es ein strategischer Investor wäre – ja, es ging sehr schnell, an Haufe konnten wir aber nicht vorbeigehen. Wir sehen ein enormes Potenzial darin, nun gemeinsam in die Zukunft zu gehen.
CCL: Wie ist der Deal verlaufen und wie sind die neuen Eigentümerverhältnisse?
TD: Nach dem ersten Kontakt im Januar gab es intensive Gespräche, die Ende August erfolgreich abgeschlossen wurden: Haufe hat mehr als die Hälfte der Anteile übernommen, Nikolaus und ich bleiben nach wie vor Gesellschafter und in das operative Geschäft voll eingebunden. Als Kaufleute aber auch emotional sind wir zu sehr mit KLAITON verbunden, als dass wir nun von Bord gingen.
NS: Wirklich, es ist nach wie vor eine sehr schöne Reise. Mit Haufe zusammen verfolgen wir nun einen großen Wachstumsplan, werden den Standort Wien weiter ausbauen, KLAITON aber auch über die Haufe-Standorte in Deutschland positionieren.
CCL: Wie geht es mit dem Brand KLAITON weiter?
NS: Hier ist es noch viel zu früh, darüber zu sprechen. Dies entscheiden wir in den kommenden Monaten.
CCL: Wird durch den Verkauf die Unternehmensstrategie angepasst?
TD: Zuletzt hatten wir neben dem Consulting auch im Coaching einen Kandidatenpool aufgebaut, dies war auch für Haufe hoch interessant für eine Zusammenarbeit.
CCL: Wie sehen Sie den Markt der Online-Freelance-Vermittlungsplattformen derzeit?
NS: Es wird sicherlich eine weitere Konsolidierung geben. Bisher gibt es neben KLAITON ein, zwei weitere Ansätze im Markt, mit denen sehen wir uns jedoch weniger im direkten Wettbewerb als mit den klassischen Unternehmensberatungen. Während andere Plattformen stark auf die Internationalisierung gehen, bleiben wir als KLAITON fokussiert auf die DACH-Region und bauen unsere Markenbekanntheit als Premium-Anbieter weiter aus. Stand heute haben wir über 400 Projektleiter aus den Top 3-Strategieberatungen und Big 4 Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften in unserem Pool. Dies gilt es selektiv weiter zu entwickeln.

CCL: Was ist in den kommenden 5 Jahren an Entwicklungen im Markt zu erwarten?
TD: Es wird eine sehr klare, transparente Logik geben, wie man in kürzester Zeit zu exzellenten Experten kommen kann. Auch in der Zukunft wird es eine Berechtigung für große Beratungen geben, wir werden aber viele digitale Angebote sehen: Plattformen, die nicht alleine aus dem reinen Matching heraus erwachsen, sondern auch inhaltliche Impulse geben und sich mit anderen Bereichen der Kundenunternehmen vernetzen können. Digital-Plattformen werden zur Anlaufstelle für hochklassige Expertise.
NS: Wir beschäftigen uns viel mit Artificial Intelligence. Aber selbstverständlich wird es nicht in einem halben Jahr den künstlichen Consultant geben. AI wird über kurz oder lang in zwei Bereichen massiv zum Einsatz kommen: Bei administrativen und eher operativen Themen. Inhaltlich wertvolle Aufgaben wie im Coaching oder Management Consulting lassen sich hingegen nicht von Personen trennen. Künstliche Intelligenz kann hier bei Themen an der Schnittstelle Anwendung finden: Sprachassistenten können beispielsweise erheblich zur Erleichterung von Prozessen eingesetzt werden.
CCL: Wie geht es bei Ihnen persönlich weiter?
TD: Wie schon gesagt, wir sind weiterhin Gründer und Geschäftsführer von KLAITON. Die Gespräche der vergangenen Monate machen wirklich Lust darauf, viele Jahre mit der Haufe AG zusammenzuarbeiten.
NS: Es ist definitiv kein Wunsch von uns, nach ein, zwei Jahren herauszugehen. Wir glauben fest daran, dass Consulting und Coaching in großem Maß dazu beitragen, Unternehmen optimal auszurichten, Wachstumschancen zu realisieren und damit den gesamten regionalen Standort florieren zu lassen. Dies im deutschsprachigen Markt zu ermöglichen, ist für uns eine äußerst spannende Herausforderung!
CCL: Frau Deutsch, Herr Schmidt, herzlichen Dank für das Gespräch.
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