
Dr. Matthias Sattler ist Partner bei Horn & Company. Er begleitet Geschäftsbanken, Sparkassen und Spezialinstitute bei der Vorbereitung und Umsetzung strategischer Partnerschaften sowie Transaktionen. Schwerpunkte seiner Arbeit liegen in der Weiterentwicklung von Geschäftsstrategien sowie in der Digitalisierung von Prozessen. Dabei bringt er große Erfahrung bei der Initialisierung von unternehmenskulturellen Veränderungsprozessen ein. Zudem ist er Experte, wenn es um die Modernisierung von Bankregelwerken geht.
CONSULTANT career lounge (CCL): Bankensterben, Digitalisierung, Personalabbau – kein triviales Umfeld für Unternehmensberater. Worin liegt aktuell der Reiz in Ihrem Beruf, Herr Dr. Sattler?
Der Veränderungsdruck auf die Branche ist enorm. Dennoch fällt es vielen Häusern schwer, das eingespielte Geschäftsmodell auf den Prüfstand zu stellen oder vorhandene Daten und verfügbare Technologien konkret zu nutzen. Aus einer aktuellen H&C-Studie geht hervor, dass 75 % der Versicherungen und Banken in den kommenden Jahren intensiv in Data Analytics investieren möchten – zugleich gesteht die Mehrzahl der Befragten ein, dass bislang keine erlebbare Veränderungen für Kunden oder Mitarbeiter eingetreten ist. Sie sehen: Hier gibt es noch sehr viel zu tun. Eine reizvolle Aufgabe, wie ich finde.
CCL: Und dann zog darüber hinaus auch noch die Corona-Wirtschaftskrise auf, die auch Banken und Versicherungen dieses Jahr fest im Griff hat…
Ja, die Corona-Krise ist eine große Herausforderung für uns alle und wirkt zugleich als großer Digitalisierungsbeschleuniger. Aktuelle Analysen zeigen, dass Bankkunden ungeachtet der (Wieder-) Öffnung von Geschäftsstellen an den in der Krise erschlossenen Kommunikationswegen festhalten. Manche Institute haben bereits reagiert und reduzieren die kostenintensive Infrastruktur, um Spielraum für Technologieinvestitionen zu erlangen. Die Krise heute kann somit auch Anstoß für eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit morgen werden.
Abzuwarten bleibt die Gesamtentwicklung der Wirtschaft und deren Auswirkungen auf die Risikopositionen der Banken. Hier werden wir die zweite Jahreshälfte abwarten müssen. Aufgrund der Eigenkapitalausstattung bin ich jedoch optimistisch, dass es beim „blauen Auge“ bleiben wird.
CCL: Horn & Company zählt zu den führenden Beratern im Bereich Banken und Versicherungen. Sie wurden mehrfach ausgezeichnet. Was hebt Ihren Beratungsansatz von Ihren geschätzten Mitbewerbern ab?
Unsere Partner und Führungskräfte sind Projektleiter, inhaltliche Treiber und ständige Sparringspartner des Kunden auch vor Ort. Damit stehen wir für kurze Rüstzeiten, einen schnellen kraftvollen Projektstart, frühe Ergebnisse und Richtungsentscheidungen sowie konsequente Umsetzungen. Zudem haben wir durch unser erfahrenes Team einen ausgeprägten Sinn für das Machbare.
CCL: Was hat Sie selbst bewogen, bei Horn & Company einzusteigen?
Horn & Company wurde 2009 von vier Partnern einer internationalen Unternehmensberatung gegründet. Ich habe mich nach rund 13 Jahren Beratungserfahrung erst im Jahr 2019 für H&C entschieden. Neben der klaren Ergebnisorientierung und dem eindeutigen Branchenfokus hat mich auch das „H&C-Ökosystem“ überzeugt. Mit der H&C-Data Analytics können wir die Zukunftsthemen „Digitalisierung“ und „Data Analytics“ bis in die konkrete Umsetzung begleiten – das ist für eine mittelständische Unternehmensberatung außergewöhnlich. Am Ende waren es aber die persönliche Sympathie und die Begeisterungsfähigkeit im Team, die den Ausschlag gaben.

CCL: Inwiefern haben sich aus Ihrer Sicht in den vergangenen Jahren die Themen im Projekt in Ihrem Umfeld verändert?
Transformation als Daueraufgabe zu begreifen, stellt für fast alle Unternehmen eine große Herausforderung dar. Das gilt unabhängig davon, ob die Projektarbeit agil, klassisch oder hybrid organisiert wird. In diesem Zusammenhang nehme ich einen deutlichen Trend zur Zusammenarbeit in gemischten Projektteams bestehend aus internen Mitarbeitern des Kunden und externen Beratern wahr. Dies ist aus meiner Sicht ein wichtiger Erfolgsfaktor für die nachhaltige Veränderung von Organisationen.
CCL: Was ist Ihre Prognose zum Beratungsmarkt mit Fokus auf Financial Services? Wird es stets digitaler?
Ja, es wird in jedem Fall digitaler. Das Liefern von minimal funktionsfähigen Iterationen eines Produkts – Minimum Viable Products – in frühen Projektphasen ist „state-of-the-art“. Zudem nehme ich den Trend wahr, Leistungen von der strategischen Konzeption bis zur IT-Implementierung von einem Managementberater liefern zu lassen. Die Schnittstellenkomplexität zwischen unterschiedlichen Dienstleistern kann somit aus Kundensicht minimiert werden. Berater müssen in dieser Umgebung über ein belastbares Partner-Netzwerk aus Full-Stack-Entwicklern verfügen. Wir kooperieren seit mehreren Jahren erfolgreich mit zwei leistungsfähigen Partnern, um die gesamte Wertschöpfungsbreite abzudecken und flexibel auf Entwicklerressourcen zurückgreifen zu können. Kleine Beratungshäuser, denen es nicht gelingt, ein derartiges Leistungsangebot abzudecken, werden nach meiner Einschätzung zunehmend in die Nische gedrängt.
CCL: Wie muss Ihr Team heutzutage zusammengestellt sein, damit Sie sowohl strategische, organisatorische, aber auch technologische Fragestellungen exzellent beantworten können?
Die benötigte Fachlichkeit bildet den Ausgangspunkt bei der Zusammenstellung. Unsere Führungskräfte stellen diese über die gesamte Projektlaufzeit sicher. Sie übernehmen die Treiberfunktion und sind Sparringspartner. Unsere Teams besetzen wir entlang der benötigten Kompetenzen – individuell für jedes Projekt. Somit arbeiten wir in unterschiedlichen Gruppenstrukturen aus Managementberatern, Methodenexperten, zum Beispiel Scrum Mastern, und Data Analysten zusammen.
CCL: Welche Persönlichkeiten, welche Arten von Beraterinnen und Beratern suchen Sie?
Wir machen die Berater und Beraterinnen von Horn & Company zu ausgewiesenen Experten in ihren jeweiligen Themen. Rund 75 Prozent unserer Kollegen und Kolleginnen verfügen über einen MBA oder eine Promotion – das ist außergewöhnlich hoch und hebt uns deutlich von anderen Beratungen ab. Unsere Mitarbeitenden weisen eine Kombination aus hoher akademischer Qualifikation und mehrjähriger Praxiserfahrung auf. Wir suchen ganz gezielt Kollegen und Kollegen, die sich auch mit Themen außerhalb der Beratungswelt auseinander setzen und ihren Horizont stetig erweitern. Denn gute Beratung braucht „Typen“, die offen für Neues sind, aber auch fest im Leben stehen.
CCL: Woran ist zu merken, dass man bei Horn & Company arbeitet und nicht irgendeiner sonstigen Beratung?
Unser Beratungsansatz verlangt Expertise und Teamgeist – aber auch Weitblick, Pragmatismus und eine gehörige Portion Kreativität und Esprit. In unseren Teams arbeiten wir in sehr flachen Hierarchien, dafür ohne Ellenbogen. Auch wenn wir in der Projektarbeit und unseren Empfehlungen „Klartext“ sprechen, die Zusammenarbeit im Team ist freundschaftlich. Wir sind von den Guten die Netten.
CCL: Was ist der eine Ratschlag, den Sie jungen Beratern und Beraterinnen geben möchten, um eine erfolgreiche Karriere im Consulting zu vollziehen?
Gute Beratung beginnt mit Zuhören und Verstehen – das gilt im Übrigen für jedes Senioritäts-Level. Gerade in den ersten Berufsjahren ist es wichtig nachzufragen, um zu verstehen. Es gibt keine dummen Fragen!
CCL: Herzlichen Dank für das offene Gespräch und weiterhin viel Erfolg.
Bildquelle: Horn & Company