
Herr Dr. Ellringmann, Sie waren siebeneinhalb Jahre bei McKinsey und sind im April dieses Jahres zu TKMC, der Inhouse-Beratung von thyssenkrupp, gewechselt. Wie gut sind Sie an Bord gekommen?
Bestens – so, wie ich es mir besser nicht hätte vorstellen können! Das Team hat genauso einen ambitionierten Spirit, wie ich ihn bereits bei McKinsey kannte – zugleich gibt es einen enormen Zusammenhalt, da man zusammen an Projekten für denselben Kunden arbeitet. Der zweite Aspekt, der mir den Einstieg leicht fallen ließ: Es ist bei TKMC und thyssenkrupp insgesamt ganz normal, dass Externe mit Berufserfahrung hereinkommen. Jede neue Stimme wird offen angehört, neue Perspektiven werden dankend angenommen – dadurch gibt es eine spannende Vielfalt im Team.
Was hat Sie an TKMC gereizt, was hat den Ausschlag gegeben?
Zunächst einmal bin ich für mich zu der Entscheidung gekommen, dass ich mich nicht langfristig in der externen Beratung sehe. Meine persönliche Weiterentwicklung ist zuletzt stark in Richtung Gewinnen neuer Projekte gegangen. Ich möchte aber herausfordernde Themen lösen, zunehmend selbst entscheiden und Einfluss nehmen können. Was die Entscheidung für thyssenkrupp und TKMC betrifft: Es war für mich enorm reizvoll, Teil der Erfolgsgeschichte eines bedeutenden deutschen Industrieunternehmens zu werden. Zumal wir im Moment eine spannende Zeit haben, in der sich Dinge bewegen und es viele strategische Fragestellungen auch mit der internen Beratung zu klären gibt. Die große Vielfalt der verschiedenen Industriesparten, die Diversität der damit verbundenen Märkte und Themenstellungen war ein weiterer Faktor für meine Entscheidung. Zuletzt war es natürlich auch sehr charmant, als Managing Director bei TKMC in eine Führungsverantwortung zu gehen, die hohe Autarkie in der Entscheidung bietet.
Was sind die größten Unterschiede zwischen der externen und internen Beratung?
Aus meiner Sicht liegt ein großer Vorteil der internen Beratung darin, dass eine große Nähe und Verbundenheit zum Kunden besteht. Man muss sich nicht jedes Mal wieder auf’s Neue beschnuppern, beide Seiten haben das gleiche Ziel, es besteht kein „Rechtfertigungszwang“. Wir bei TKMC können uns hundertprozentig auf den Impact konzentrieren, den wir für thyssenkrupp leisten können. Außerdem ist es schön, wenn man die Mitglieder des Teams nachhaltig und stetig weiterentwickeln kann. Dies ist in der externen Beratung schwieriger, da man auch immer wieder mit neuen Teammitgliedern zusammenarbeitet.
Als einer von drei Managing Directors steuern Sie das Team von TKMC derzeit vermutlich durch unruhige Gewässer. Inwiefern betreffen die aktuellen Entwicklungen bei thyssenkrupp auch Ihre Arbeit?
Das Joint Venture mit Tata im Stahlbereich und die Aufsplittung unseres großen Mischkonzerns in zwei Entitäten bieten TKMC die enorme Chance, an diesen strategisch wichtigen Themen an vorderster Front mitzugestalten. An diese Themen und diese Projekte wird man sich sein ganzes Leben erinnern! Zumal wir das Top-Management in dieser Phase bestens in seiner Arbeit beobachten und mit unseren Fähigkeiten beraten können. Es ist ein Privileg, Menschen auf ihrem Entscheidungsweg begleiten zu können – und wir können damit die Geschichte von thyssenkrupp insgesamt aktiv mitschreiben!

Wird das Team von TKMC aufgrund dessen noch weiter ausgebaut?
Unsere Aspiration war und ist es, mit den Tier1-Beratungen inhaltlich und qualitativ auf Augenhöhe zu sein. Dies schränkt natürlich das Wachstum ein, da Recruiting ein hart umkämpfter Markt ist. Wir haben auf allen Leveln einen unverändert hohen Bedarf an erfahrenen Beratern aus Top-Managementberatungen. Dies bleibt auch in der Zukunft unverändert.
Warum sollte ein Berater gerade heute die Entscheidung treffen, zu TKMC zu wechseln?
Es ist nach wie vor der beste Weg, in einen Konzern einzusteigen. Inhouse Consulting bietet die größte Chance, in den verschiedenen Bereichen des Unternehmens ein Personal Brand und das persönliche Netzwerk aufzubauen, welches einen auf dem späteren Karriereweg tragen wird. Zugleich kann man hier mit dem eigenen Blick Erfahrungen sammeln, die man benötigt, um sich für die richtige Position nach TKMC zu entscheiden. Von der Außenperspektive des externen Beraters betrachtet, lässt sich kaum richtig einschätzen, was da auf einen wartet.
Schließlich ist es aber auch ein Kulturthema: Es kann ein harter Schritt sein, sich von extern in eine interne Position in der Linie zu entwickeln. Als Inhouse-Berater ist man eine Zeit lang bereits Kollege, ganz nah am gesamten Unternehmen dran und wird offen einbezogen.
Ist das wirklich immer der Fall?
Es ist eine spannende Doppelrolle, die man als Inhouse Consultant einnimmt: Zum einen ist man Kollege und auf Kollaboration bedacht, zum anderen ist man inhaltlicher Challenger. Es bedarf sicherlich einer hohen Identifikation mit den Produkten, der Organisation, der Firmenhistorie – ansonsten werden die thyssenkrupp-Kollegen nicht das Glänzen in deinen Augen sehen und dich auf Augenhöhe respektieren.
Wie wird TKMC aus Ihrer Sicht in zwei bis drei Jahren in Bezug auf Positionierung und inhaltlicher Ausrichtung aussehen?
In den kommenden zwei Jahren werden wir sicherlich an allen entscheidenden Punkten eingesetzt werden, die das Unternehmen langfristig prägen. Wir werden nach wie vor dafür stehen, relevante Performance-Optimierung vorzunehmen und neue Geschäftsmodelle und -strategien zu entwickeln. Inhaltlich werden wir als Thought Leader Themen rund um Strategie, Performance, Digitalisierung, Organisationsentwicklung und Carve-Out entscheidend vorantreiben. Heute sind wir komplett mit unserer Kapazität vergeben – das bietet die Chance, aus den Anfragen selbst zu priorisieren und das Projektportfolio nach Wertigkeit der Themen auszurichten.
Welchen einen Karriereratschlag würden Sie selbst Unternehmensberatern geben?
Ich empfehle jedem Berater, sich immer wieder Zeitpunkte zu definieren, um sich selbst, die aktuelle Karrieresituation und mögliche Karriereschritte aktiv zu hinterfragen. Externe Beratungen machen es einem heute angenehm, an Bord zu bleiben und über mehrere Jahre nach oben geschwemmt zu werden. Immer wieder wird man befördert, das Gehalt entwickelt sich, man arbeitet in immer verantwortungsvolleren Rollen. Da kann es schon einmal passieren, dass man den richtigen Zeitpunkt für den Exit verpasst. Ich persönlich habe mir alle zwei Jahre bewusst Raum für eine Reflexion genommen.
One thought