Online-Plattform KLAITON wächst und baut Coaching-Pool auf

Frau Deutsch, die Freelance-Welle scheint immer weiter zu rollen. Wie läuft Ihr Geschäft derzeit bei KLAITON?

Wir vermitteln laufend Projekte – sowohl von Großunternehmen als auch vom Mittelstand an unsere Berater-Community, die inzwischen über 350 BeraterInnen zählt. Fast 10.000 Projekttage wurden inzwischen bei uns angefragt.

Tina Deutsch
Tina Deutsch, Mitgründerin der Online-Freelance-Vermittlung KLAITON

Der deutsche Freelance-Markt ist im Vergleich zu UK deutlich kleiner. Viele Unternehmen in Deutschland bevorzugen noch immer klassische Unternehmensberatungen. Wie schaffen Sie es, Vorbehalte auf Kundenseite abzubauen?

Wir merken stark, dass immer mehr Unternehmen gerne auf Plattform-Services zugreifen, wenn es um die Zusammenarbeit mit Freelancern geht. Die Vorbehalte, mit Freelancern zu arbeiten, liegen meist in zwei Dingen: nicht zu wissen, ob er/sie wirklich gut ist und das nicht abgefederte Ausfallrisiko von Einzelkämpfern.

Beides wird durch einen kuratierten Marktplatz wie KLAITON abgefangen. Wir wählen alle BeraterInnen in einem vierstufigen Auswahlprozess aus, bei uns ist das Motto ganz klar “Qualität vor Masse” und wir können für jede/n unserer BeraterInnen die Hand ins Feuer legen. Sollte jemand ausfallen, können wir sehr schnell für Ersatz sorgen.
Das Ergebnis daraus ist, dass insbesondere Großunternehmen lieber als bisher mit Freelancern arbeiten. Sie haben mit uns einen Ansprechpartner, der die Rechnung ausstellt und trotzdem bekommen sie immer den/die am besten geeignetste/n Freelancer im Projekt. Gerade für Fragestellungen, die eine sehr hohe Fachspezialisierung erfordern, ist dieses Modell ideal.

Wird KLAITON somit – ganz im Sinne Ihres Namenspaten Clayton Christensen – zum Disruptor des traditionellen Beratungsgeschäfts?

Davon sind wir überzeugt. Im englischsprachigen Markt ist das im Übrigen längst der Fall – im DACH-Raum zeigen sich immer stärkere Tendenzen in diese Richtung.

Ihre Plattform startete mit einem Fokus auf Consulting – nun wird das Geschäft rund um Coaching ausgebaut. Welche Potenziale sehen Sie hier?

Wir haben mit der Vermittlung von Business-Coaches begonnen, weil unsere Beratungskunden des Öfteren nachfragten, ob wir nicht auch Coaches vermitteln. Beratung trägt dazu bei, Organisationen auf eine neue Ebene zu heben, Coaching unterstützt die dabei handelnden Personen. Synergien sind nicht von der Hand zu weisen und es wird spannend, wie der weitere Weg hier aussieht.
Im ersten Halbjahr 2018 konnten wir bereits mehrere Konzernunternehmen für die Abwicklung sämtlicher Coachings über KLAITON gewinnen.

In diesem Feld gibt es manche Business- oder Life-Coaches, die selbst ganz am Anfang ihrer Karriere stehen. Wie kann dies funktionieren? Passt dies zum Trend in Richtung „Reverse Mentoring“, wonach Digital Natives der Millenial-Generation die eher technologiefernen Silberrücken zu hippen Digitalisierungsthemen aufschlauen?

Nun ja. Ganz grundsätzlich geht es bei uns nur um Coaching im Business-Kontext. Life-Coaching bzw. Lebens- und Sozialberatung wird man über KLAITON nicht finden. Wir sind ganz klar auf Unternehmen und deren Herausforderungen ausgerichtet – und fast ausschließlich geht es um (Top-)Führungskräfte, denen Unternehmen über uns Coaching als eine Methode der Entwicklung anbieten. Die bei uns gelisteten Coaches sind daher alle methodisch höchst versiert und haben zig Jahre Coaching- und meistens auch eigene Führungserfahrung. Außerdem ist wichtig zu unterscheiden: Beim Coaching geht es in keinem Fall um direkte Wissensvermittlung im Sinne von „aufschlauen“. Mentoring funktioniert da etwas anders.

Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Firmenkunden höchste Coaching-Qualität geleistet bekommen?

Genauso wie in der Beratung setzen wir auf einen vierstufigen Auswahlprozess: Wir führen ein erstes kurzes Telefongespräch und einen CV-Check durch, erheben in Onlineverfahren berufliche Verhaltenspräferenzen, gehen im persönlichen Interview tief auf die Coaching-Erfahrung und -methodik, aber auch auf die grundsätzliche Haltung ein und bitten zum Abschluss noch um zwei Klienten-Referenzen.
Wir haben in der Beratung mit diesem aufwendigen Prozess, den wir uns leisten, sehr gute Erfahrungen gemacht und wenden ihn daher bei der Auswahl unserer Coaches ebenso an.

Gibt es weitere Innovationen oder Leistungserweiterungen, die KLAITON plant?

Die Ideen gehen uns auf jeden Fall nicht aus! Wichtig ist jedoch, sich nicht zu verzetteln und Dinge ordentlich in Angriff zu nehmen. Mit einem neuen Produktlaunch vor wenigen Monaten heißt es jetzt mal fokussieren.

Wie gelingt Ihnen eigentlich das erfolgreiche Recruiting von technologieaffinen Top-Profilen für Ihr eigenes Unternehmen? Dies ist schließlich ein äußerst hart umkämpfter Markt …

Da gebe ich Ihnen Recht, das ist nicht einfach. Wir können dabei stark mit dem Arbeitsumfeld punkten, das wir bieten: Es gibt keine fixen Kernzeiten und remotes Arbeiten ist an der Tagesordnung. Für Top-Talente ist wohl das wichtigste, dass bei uns jede Meinung gehört wird und wir jedem/r MitarbeiterIn die Möglichkeit geben, Ideen zu verwirklichen. Und: dass wir mit Leidenschaft an einer tollen Idee arbeiten, die eine Branche völlig umkrempelt. Wir machen echt einen Unterschied.

Welchen Tipp können Sie jungen Beratern oder Coaches für eine erfolgreiche Karriere geben?

Am Anfang macht es durchaus Sinn, sein “Handwerk” ordentlich zu lernen und viel mit erfahrenen BeraterInnen zusammenzuarbeiten, in viele Projekte und Unternehmen Einblick zu erhalten und erst dann in die Projektleiterrolle hineinzuwachsen. Dabei sehen wir: eine echt spitze, tiefe Spezialisierung wird immer wichtiger – am besten kombiniert mit der Fähigkeit, die Vogelperspektive einzunehmen. Und egal in welcher Funktion oder Branche, zieht sich „Digital“ natürlich wie ein roter Faden durch.

Im Coaching ist es sehr wertvoll, Situationen, in denen Klienten sind, zumindest in ähnlicher Form selbst erlebt zu haben. Wer im Business-Bereich coacht, sollte auch selbst dort gearbeitet haben, Führungspositionen kennen und wissen, wie die Mechanismen in großen und kleinen Unternehmen funktionieren. Wer UnternehmerInnen coacht, sollte selbst mal gegründet haben. Optimalerweise greift ein toller Coach auch auf die neuesten Erkenntnisse in aktuellen Themen wie Agilität, Leadership etc. zurück und bringt fundiertes Wissen aus der Psychologie, den Neurowissenschaften etc. mit. Langweilig wird es sicher nicht!

Das A und O ist aber wohl wie in jedem Beruf: Leidenschaft, Feuer und den Beruf auch bis zu einem gewissen Grad als Berufung zu sehen. So wie wir!


Zur Person

Tina Deutsch, Co-Gründerin & Managing Partnerin von KLAITON

Tina Deutsch leitete vor der Gründung von KLAITON zuletzt bei Deloitte Consulting umfangreiche Transformationsprojekte und war infolge für den Bereich Executive Search & Leadership Assessments verantwortlich. Vor ihrer Beratungskarriere war sie selbst Kundin vieler BeraterInnen als Department Head Change & Internal Communications bei BAWAG P.S.K. / Cerberus Capital Management und kennt dadurch die Bedürfnisse der Kunden aus eigener Erfahrung. Deutsch studierte Applied Economics & Finance an der Copenhagen Business School sowie in Wien, Prag und Paris.