Die Consulting-Studien des Bundesverbandes BDU, die Lünendonk-Listen, die Fink-Studien oder das “Best of Consulting” zählen zu den etablierten Standardpublikationen, wenn es darum geht, den deutschen Beratermarkt zu analysieren. Wie entwickelt sich der Markt insgesamt? Wer bietet aus Kundenperspektive den größten Mehrwert? Wie entwickeln sich Mitarbeiter- und Umsatzzahlen über die Jahre hinweg? Diese und weitere Fragen standen bisher im Mittelpunkt des Marktforschungsinteresses.
Nun gibt es zwei aktuelle Analysen, die sich dem Beratungsmarkt aus neuen Perspektiven nähern: Wer ist aus Arbeitnehmersicht die attraktivste Consulting-Firm und welche Beratungen sind in den Social Media besonders gut positioniert? Die zwei Erhebungen von Consultingmarket.de gehen diesen Ausgangsfragen nach und liefern tatsächlich bemerkenswerte Ergebnisse.
Ein Hidden Champion an der Spitze des Kununu-Arbeitgeberrankings
Ganz pragmatisch wurden für das “Arbeitgeber Ranking Consulting 2014” die Scores auf dem “Mitarbeiter-bewerten-Arbeitgeber”-Portal Kununu herangezogen. Dabei wurden für die führenden Managementberatungen in Deutschland die jeweiligen Durchschnittswerte gelistet: Auf einer Skala, die 5 als besten Wert ausweist, erzielte das am schlechtesten bewertete Unternehmen einen Score von 2,7, das beste Haus darf sich über eine sagenhafte 4,54 freuen. Wer sind nun die Gewinner und Verlierer? An der Spitze steht mit d-fine eine spezialisierte Beratung mit Fokus auf Finanz- und Risikomanagement. Und auch Rang zwei und drei gehen an ehemalige Hidden Champions, die sich zwischenzeitlich einen Namen machen konnten und noch immer mittelständisch geprägt sind: Simon-Kucher & Partners (mit einem Durchschnitt von 4,27) wird gefolgt von Horváth & Partners mit einem noch immer sehr guten Ergebnis von 4,18.
Die Topbewertungen kommen somit besonders stark bei kleineren Beratungshäusern mit 400 bis 700 Mitarbeitern zustande, erst Bain & Company mit seinen rund 5.700 Mitarbeitern folgt als ein Vertreter der internationalen Großberatungen auf Platz vier. Die letzten sechs Plätze des Rankings werden von internationalen Großberatungen mit mindestens 20.000 Mitarbeitern belegt. Die rote Laterne muss derzeit Aon Hewitt halten, ein Beratungshaus, das es eigentlich besser wissen sollte: Man ist auf Human-Resources-Management spezialisiert und untersützt Kunden unter anderem dabei, niedriges Mitarbeiter-Engagement zu reduzieren und stattdessen die Identifikation zu erhöhen.
Ist das Ranking nun klares Indiz dafür, dass man nur bei kleineren Beratungshäusern glücklich werden kann? Selbstverständlich sind Portale wie Kununu mit gehöriger Unschärfe behaftet und sollten daher mit Vorsicht interpretiert werden. So fällt die Anzahl der Bewertungen pro Unternehmen unterschiedlich hoch aus, was die Aussagekraft der Durchschnittswerte deutlich verfälschen kann. Das vorgelegte Ranking kann als quantitative Näherung verstanden werden, mit der vor allen Dingen die Meinung der besonders zufriedenen und unzufriedenen Mitarbeiter eingefangen wird. Ein zusätzlicher Blick auf die jeweiligen Kununu-Bewertungstexte und auf weitere Arbeitgeber-Rankings sowie das Zu-Rate-Ziehen des direkten Freundes- und Bekanntenkreises ist auf jeden Fall geboten, wenn man die Wahl des nächsten Arbeitgebers absichern möchte.
Führend im Consulting, verborgen in den sozialen Medien?
Eine weitere interessante Auswertung liefert das Social Media Ranking: Consultingmarket.de hat hierfür untersucht, wie sich Facebook-Likes und Twitter-Follower zur Mitarbeiterzahl des Unternehmens verhalten. Auch in diesem Ranking schneidet Bain exzellent ab. Mit dem besten Rating belegt das Strategieberatungshaus den Spitzenplatz, gefolgt von BCG,McKinsey und Strategy& (vormals Booz & Company).

Ganz im Gegensatz zum Kununu-Arbeitgeber-Ranking finden sich die kleinen, mittelständischen Beratungshäuser in dieser Analyse ganz am unteren Ende des Tableaus: d-fine ist weder auf Facebook noch auf Twitter vertreten und auch Simon-Kucher & Partners hält ausschließlich auf Facebook Kontakt zu mageren 300 Personen – Twitter ist ein Medienkanal, der von SKP ebenfalls noch nicht erschlossen wurde. Mit Q_Perior, Porsche Consulting, zeb und goetzpartners rangieren weitere Firmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitern auf den unteren Rängen. Allein Aon Hewitt, aus dem bereits aufgeführten Mitarbeiter-Ranking wohl bekannt, ist die einzige Großberatung im unteren Drittel der untersuchten Firmen.
Consultingmarket.de stellt in Zusammenhang mit diesem Ranking fest: “Je internationaler, desto ‘sozialer'”. Firmen mit deutschen Wurzeln oder deutschem Fokus schneiden signifikant schlechter ab als die global aufgestellten Wettbewerber. Scheinbar agieren noch immer viele deutschen Firmen nach dem Motto: Besser keine Präsenz in Social Media als irgendeine, die dann auch noch Zeit und Geld kostet. Mit Sicherheit ein Fehlschluss, da in Zukunft nur diejenigen Firmen bei Kunden und potenziellen Mitarbeitern gut positioniert sein werden, die nach der Devise handeln: “Besser in allen relevanten Social Media professionell und positiv vertreten sein als im Nirvana verschwunden”.
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