Digitalisierung und Skalierung in der Beratung – Gastbeitrag von Norbert Kauer, Gründer und Partner bei acterience

Viele werden bei Begriffen wie Digitalisierung und Skalierung an eine Software denken, die beispielsweise automatisiert Geschäftsberichte durchleuchtet, mit anderen Geschäftsberichten abgleicht und Findings herausarbeitet. Oder sogar an einen Beratungsroboter, der künftig sein Wissen in sich trägt und über Sprachsteuerung mögliche Handlungsanweisungen gibt – quasi ein Robopedia der Beratung.

Nein, ganz so fancy ist das, was acterience gerade aufbaut, nicht. acterience ist die Beratung, die ich vor 10 Jahren mitgegründet habe.

Norbert Kauer, Gründer und Partner bei acterience

Trotzdem glaube ich, dass wir damit in gewisser Weise Neuland betreten und unser aktuelles Geschäftsmodell erweitern und vielleicht in Teilen sogar kannibalisieren.

Macht aber nichts. Denn wenn wir es nicht machen, dann wird es irgendwann ein anderer tun. Neue, disruptive Geschäftsmodelle verdrängen jene altbewährten, die nicht zur Veränderung bereit sind. So weit werden wir es eben nicht kommen lassen.

Was oder wer ist acterience?

acterience ist eine operative Projektmanagement-Beratung, die Konzernen in der Umsetzung von großen und komplexen Transformationsvorhaben hilft. Die Kunden engagieren uns einerseits aufgrund unserer Fähigkeiten in der digitalen Transformation. Hierzu zählen insbesondere unsere methodischen und sozialen Fähigkeiten, aber natürlich auch unsere jahrelange Projekterfahrung. Andererseits werden wir auch manchmal aufgrund von Kapazitätsengpässen engagiert. Es gibt einfach zu viele Projekte und zu wenig Personal. In vielen Fällen nehmen wir steuernde, manchmal aber auch konzeptionelle Rollen ein. Allen Rollen ist gemeinsam, dass unsere Berater:innen fast ausschließlich über einen längeren Zeitraum hinweg ein einziges Projekt begleiten. Wir sitzen hier im driver seat!

Ganz neu: Wir verlassen den driver seat

In unserem erweiterten Ansatz möchten wir den Fahrersitz mit dem Beifahrersitz tauschen und unsere Kunden künftig begleiten, beraten und coachen, aber weniger selbst fahren. Lassen wir unsere Kunden im Regen stehen? Nein, natürlich nicht. Zu jedem Geschäftsmodell gehören auch die passenden Kunden. Wir glauben, dass unser neues Angebot für Mittelstandskunden deutlich besser passt als für Konzerne. Vier Faktoren prägen das neue Geschäftsmodell.

Faktor 1: Online Consulting funktioniert

Warum soll es ein neues Geschäftsmodell geben und was ist eigentlich der Auslöser? Corona ist schuld! Die letzten Jahre haben gezeigt, dass Remote Consulting sehr gut funktioniert – vor Corona hätte ich das nicht für möglich gehalten. Nicht persönlich vor Ort, sondern Projektmanagement online per Video – never ever. Doch ein externer Schock machte es möglich. Wir mussten uns, Kunden wie Berater:innen, umstellen und ja, wir waren alle überrascht, dass es funktioniert und die Ergebnisse erreicht werden. Unbestritten gibt es einige Dinge und Situationen, in denen man das persönliche Beisammensein benötigt, aber ehrlicherweise sind dies nur noch relativ wenige Anlässe. Unterm Strich hat uns diese Phase gezeigt, dass Online Consulting funktioniert.

Faktor 2: Anzahl und Komplexität der Projekte steigt auch im Mittelstand

Zahlreiche Studien (z.B. „Das Zeitalter der Projekte“ von Antonio Nieto-Rodriguez, Harvard Business Manager, Februar 2022) belegen, dass aus verschiedenen Gründen die Anzahl der Projekte rasant zunimmt. Und das trifft eben nicht nur auf die großen Unternehmen zu, sondern auch der Mittelstand wird eine Flut von Veränderungsvorhaben bewältigen müssen.

Faktor 3: Anzahl der Mitarbeitenden im Projektmanagement sinkt

Der Fachkräftemangel wird auch Projektvorhaben stark treffen und beeinträchtigen. Wer macht schon sein ganzes Leben lang Projektmanagement? Scherzhaft gesprochen: So viel Verrückte kann es gar nicht geben! Faktisch ist für die meisten Mitarbeitenden Projektmanagement eine Durchgangsstation und Bewährungsprobe. Konsequenterweise führt das dazu, dass die Projekte nicht adäquat besetzt werden können.  

Faktor 4: Persönliches Coaching und Erfahrungsaustausch sind unerlässlich

Projektmanagement ist wie Autofahren. Man kann eine (PM-)Zertifizierung wie auch den Führerschein machen. Dennoch kann man weder ein schwieriges Projekt leiten, noch kann man sicher Auto fahren. In beiden Fällen fliegt man in schwierigen Zeiten buchstäblich aus der Kurve.

Hier hilft die spezifische Erfahrung von außen – beim Autofahren durch den Fahrlehrer, im Projektmanagement durch einen Coach. Hilfreich ist noch zusätzlich zu wissen, wie es andere machen. So lässt sich erfahren, dass man nicht die einzige Person ist, die ein Projekt in den Graben gefahren hat.

Persönliche und digitale Komponenten im vereinten Geschäftsmodell

Diese vier Faktoren prägen unser neues Geschäftsmodell. Bestehendes nutzen und online zusammenführen. Wir entwickeln die auf den Mittelstand zugeschnittene Plattform acompanion mit den Komponenten Self-Service, Erfahrungsaustausch und persönliches Coaching.

Wie ein Fahrlehrer begleiten wir die Kundenmitarbeitenden in ihren Projekten mit unserem gesamten Wissen in digitaler und persönlicher Form und entwickeln diese zu erfahrenen Projektmitarbeitenden weiter. Wir sind dabei kein Trainingsanbieter oder machen Zertifizierungen, sondern lassen die Kunden an unserem Erfahrungswissen aus Projekten teilhaben.

Im Rahmen des Self-Services stellen wir in unserer ersten Säule unser gesamtes Know-how und unsere Projekterfahrungen digital in Videos und Podcasts aufbereitet den Kunden zur Verfügung. Spielerisch und mit Humor gewürzt – es soll ja Spaß machen! Abgerundet durch digital aufgezeichnete Workshops und natürlich die Templates für den Projektalltag.

Der Erfahrungsaustausch erfolgt online über von acompanion moderierte Termine mit Usern anderer Unternehmen und stellt unsere zweite Säule dar. Die Themensammlung wird und kann durch die Kunden beeinflusst werden. Sie wird nicht durch uns als Plattformanbieter vorgegeben.

Abgerundet wird das Angebot durch unser online durchgeführtes persönliches 1:1 Coaching als dritte Säule. Hier können spezifisch Berater:innen „gebucht“ werden, die in der jeweiligen Projektsituation helfen und den Kunden wertvolle Tipps und Handlungsempfehlungen geben. Dabei muss nicht immer derselbe Ansprechpartner gewählt werden, sondern die Kunden können die gesamte Expertenbreite von acompanion nutzen.  

Abgerundet wird dieses Geschäftsmodell durch ein flexibles Bezahlmodell als Abo – genauso flexibel wie die Plattform.

Aufbau der Plattform erfolgt agil und kundenorientiert

Der Aufbau ist gestartet, eine Plattform ausgesucht und der Name acompanion steht fest. Erste Inhalte sind entstanden und weitere sind geplant. Wir wollen eine Plattform aufbauen, die den Bedarf unserer Zielgruppe möglichst genau abdeckt. Doch kennen wir diesen Bedarf? Eher nicht, deshalb suchen wir Kunden, die mit uns zusammen die Plattform zu einem echten Hilfsmittel werden lassen.

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