Mehr als nur „Retter in der Not“ – Interview mit den Deutschlandchefs von ALVAREZ & MARSAL

Consultant Career Lounge: Herr Rajan, Herr Zapf, wie würden Sie Alvarez & Marsal (A&M) in einem einzigen, prägnanten Satz beschreiben?

Zapf und Rajan_A&M
Bob Rajan und Jürgen Zapf, Managing Directors bei Alvarez & Marsal

Bob Rajan (BR): Durch die Mandanten ausgestattet mit Vertrauen – der Königsdisziplin unter den Gefühlen – sind wir als Trusted Advisor Problemlöser und Macher.

Jürgen Zapf (JZ): Wir lieben es, mit unseren Kunden zusammen komplexe Situationen zu lösen – letztere helfen uns als Schlüssel, um die Welt ein wenig besser zu verstehen.

Im Jahr 2008 sorgte die Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers für eine der größten globalen Wirtschafts- und Finanzkrisen. Ihr Haus wurde damals damit beauftragt, Lehman Brothers abzuwickeln, und erlangte damit schlagartig weltweite Aufmerksamkeit. War dies ausschließlich ein Segen oder zugleich auch ein Fluch, weil Sie seither stark auf Turnaround Management und insolvenznahe Beratung reduziert werden?

JZ: Weder Segen noch Fluch. Viel eher die Gunst des Schicksals. Wir haben dadurch sowohl intern wie extern erheblich an Know-how, Reputation und Größe gewonnen. Heute ist das typische Restrukturierungsgeschäft unsere Keimzelle, unsere Basis, aus der sich verschiedene andere Geschäftsbereiche erfolgreich entwickelt haben. Restrukturierung macht insgesamt noch circa 25 Prozent unseres weltweiten Geschäfts aus – und wir arbeiten daran, unsere Marke dahingehend auszurichten.

BR: Restrukturierung ist unser Fundament, unsere Grundmauer und der Ursprung oder Anhaltspunkt von vielen unserer Tätigkeiten. Mit dieser Mentalität nähern wir uns mit allen unserer Professional Services. Lehman Brothers ist nur ein Teil von unserer Firma und der A&M Geschichte – und dennoch hat er in unseren Reihen bestimmt einige stark geprägt.

Welche Services bietet A&M heute an und wie verteilt sich Ihr Geschäft in Deutschland entlang dieser Bereiche?

JZ: A&M bietet in Deutschland ganzheitliche Wertsteigerungsprogramme, Turnaround- und Sanierungsberatung, sowie Interims-Management-Lösungen für Unternehmen an.

BR: Insbesondere in den Bereichen Transaction Advisory und Private Equity Services wachsen wir an unseren Standorten in Frankfurt und München.

A&M wurde im Jahr 1983 von Tony Alvarez II und Bryan Marsal gegründet, Sie feiern also in diesem Jahr bereits Ihr 35-jähriges Bestehen. Wie sehen Sie die Entwicklung über die vergangenen Jahre bis heute?

BR: Aller Anfang ist schwer. Auch wir brauchten eine gewisse Zeit. Aber über die letzten 35 Jahre muss sich unsere Eigenschaft als „Retter in der Not“ herumgesprochen haben. Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Notsituation. Ein wildes Durcheinander in der Firmenstruktur, endlose Fragen, Ratlosigkeit. Wir sind es dann, die angerufen werden. Wir sind der letzte Ausweg oder anders: Vertrauter und helfende Kraft zugleich. In Deutschland sind wir jetzt eine Top-Tier-Professional-Services-Firma. Wir wollen wachsen. Und das werden wir in die Tat umsetzen.

JZ: In den letzten fünf Jahren ging es sowohl weltweit und speziell in Deutschland stark bergauf: Zum einen im rein organischen Rahmen. Wir bauten mit unserem Transaktionsgeschäft und Bewertungsbereich starke, neue Geschäftsbereiche auf. Zum anderen wuchsen wir in bereits existierenden Bereichen, wie zum Beispiel in unserem Performance Improvement Bereich.

In Deutschland sind Sie aktuell mit mehr als 100 Mitarbeitern vertreten. Welche Wachstumsziele streben Sie in den kommenden Jahren an und auf welche Fokusbereiche ist das Wachstum ausgerichtet?

JZ: Ganz realistisch gesagt: Wir werden uns in den nächsten drei Jahren verdoppeln. Unsere Wachstumstreiber sind unsere verschiedenen Services für die Private Equity Branche, aber auch verstärkt für die Beratung von größeren Unternehmen. Gerade im letzteren Bereich fassen wir immer mehr Fuß.

BR: ‚Grow or Go Home‘ sagen wir immer bei A&M. Wachstum ist ganz wichtig für uns. Wir sehen große Möglichkeiten in den Bereichen Corporate Transformation und Investigations. Unsere Private Equity Branche ist schon ganz stark. Aber hier können wir noch mehr wachsen, weil so viel Geld im Markt ist.

Der deutsche Beratungsmarkt ist im internationalen Vergleich sehr groß und bereits relativ saturiert. Was unterscheidet Ihr Haus von Ihren Wettbewerbern?

BR: Wie gesagt: Wir bringen unsere Restrukturierung und Hands-On Erfahrung in jedes, wirklich jedes Mandat mit ein. Aus meiner Sicht sind wir erste Liga, wenn es um Umsetzung und Führung geht. Mit unserer Souveränität und Konstanz unterscheiden wir uns von Wettbewerbern.

JZ: Ich stimme Ihnen bei der internationalen Größe zu, allerdings sind wir in Deutschland noch eher klein – und daran arbeiten wir. Wir sind eine einmalige Mischung aus fundiertem und speziellen Branchen- bzw. funktionsbezogenem Know-how und typischer Beratung. Aber wir können eben weit mehr als nur Folien malen.

Und was war für Sie persönlich der Grund, sich für A&M zu entscheiden?

JZ: Ich hatte bei A&M stets das anhaltende Gefühl, wirklich etwas bewegen zu können. Dazu kam die sehr unternehmerisch geprägte Unternehmenskultur. Beides überzeugte mich ab Tag eins.

BR: Als ich in Kanada und Amerika gearbeitet habe, war A&M immer der Marktführer. Das imponierte auf eine Art und Weise. Wenn man hoch hinaus möchte, dachte ich, muss man eben auch mal mutig sein und versuchen, oben mitzumischen. Das war 2007. Kurze Zeit später stieg ich ein.

Welche Persönlichkeit und welche persönliche Prägung sollten Kandidaten mitbringen, um bei Ihnen einsteigen und erfolgreich sein zu können?

BR: Integrität, Qualität, Objektivität, Spaß und Personal Reward – das sind unsere fünf wichtigen Werte, die zusammen unsere Unternehmenskultur formen. Diese Kultur ist ein System von Überzeugungen, wie A&M Geschäfte macht und machen soll, damit jeder den höchsten Grad an Produktivität und Zufriedenheit erlangt.

JZ: Die Persönlichkeit ist das Stichwort. Wenn sie die haben, ergibt sich alles andere von selbst.

Ganz allgemein: Wie wird sich aus Ihrer Sicht der Consulting-Markt in den kommenden Jahren verändern und welche Implikationen hat dies für Ihr Geschäft?

JZ: Zwei Themen: Es wird sehr viel mehr echtes Umsetzungs-Know-how benötigt und ein Teil der Arbeit wird eventuell durch die rasch voranschreitende IT-Entwicklung substituiert – darauf sind wir eingestellt.

BR: Wir sind gut positioniert. Die Big4 haben noch mehr Konflikt-Probleme und der Markt will konkrete Umsetzung und fundiertes Know-how. In beiden Situationen hat A&M die Kompetenz, einen größeren Teil des Marktes zu gewinnen.

Welchen Tipp können Sie jungen Beratern für eine erfolgreiche Karriere im Consulting geben?

BR: Arbeite hart, sei ehrlich, integer und „Good Things will Happen“.

JZ: Offenheit! Nicht zu schnell auf ein Thema festlegen – je breiter die Basis, desto mehr Spaß macht die Arbeit und umso vielseitiger kann man arbeiten.


Zu den Personen

Bob Rajan ist seit fast elf Jahren Managing Director bei A&M. Zuvor war er bei PWC in Kanada und den USA. Seit 20 Jahren arbeitet er weltweit in den Bereichen Restrukturierung und Performance Improvement. Gemeinsam mit Jürgen verantwortet er das gesamte A&M Deutschlandgeschäft und ist außerdem co-verantwortlich für das Private Equity Geschäft von A&M in Europa.

Jürgen Zapf ist Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, seit 25 Jahren im aktiven Beratungsgeschäft und davon zehn Jahre als Partner in einer Big4. Seit fünf Jahren ist er bei A&M und heute zusammen mit Bob für das gesamte A&M Deutschlandgeschäft sowie für das Transaktionsgeschäft verantwortlich.

A&M in Deutschland: www.alvarezandmarsal.de

A&M Karriereseite: www.alvarezandmarsal.com/careers

 

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