Design Thinking – das große neue Thema im Consulting

Jeder Beobachter des Beratungsmarktes kann es sich ganz leicht machen. Man verfahre einfach nach der folgenden Devise: „Wenn der Branchenprimus dafür Geld in die Hand nimmt, muss etwas dran sein“. Wer nach diesem Motto verfährt, stolperte in den vergangenen Tagen über die Meldung, dass McKinsey eine Designagentur mit 100 Mitarbeitern gekauft hat. Eine Firma, die das IKEA-Fahrrad – und dieses hört auf den Namen „Sladda“ – designt hat. Was sich McKinsey davon verspricht, fragen Sie?

McKinsey verkündete in der Pressemitteilung vom 11. November, dass man das vielfach preisgekrönte schwedische Designunternehmen Veryday mit Standorten in Stockholm und New York übernehmen werde, um seine Position als führender Berater für Geschäftsinnovationen auszubauen. Es ist nach Lunar bereits die zweite Akquisition im Umfeld von Design Thinking. Doch nicht nur McKinsey wendet sich massiv diesem Thema zu: Im Februar 2016 kaufte Capgemini Consulting beispielsweise die Agentur Fahrenheit 212, EY schlug bereits im August 2015 bei der Digital-Design-Firma Seren zu, Accenture eröffnete das „Future Camp“ und PwC entwickelte die „CATALYST Collaborative Services„. Dies nur als kleine Auswahl der Aktivitäten im Umfeld von Design Thinking – die Reihe ließe sich noch umfangreich fortsetzen.

Was ist also dran am Thema? Eine griffige Definition von Design Thinking lieferte Tim Brown, einer der wichtigen Vertreter der Methode und CEO der internationalen Design- und Innovationsberatung IDEO:

Design thinking can be described as a discipline that uses the designer’s sensibility and methods to match people’s needs with what is technologically feasible and what a viable business strategy can convert into customer value and market opportunity.

– Tim Brown

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Tim Brown (Copyright: dtsquare/FLICKR)

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Strategie- und Managementberatungen zunehmend eine Diversifikation ihrer Kompetenzen vornehmen. Nicht mehr nur das Entwickeln von Handlungsempfehlungen beziehungsweise die Umsetzungsbegleitung stehen im Vordergrund. Immer stärker reichern sie ihr Serviceportfolio um weitere Bausteine an, um dem Kunden möglichst aus einer Hand ganzheitliche Lösungen liefern zu können. Neben Design Thinking muss in diesem Zusammenhang auch von „Asset-Based Consulting“ gesprochen werden, der Beratung auf Basis von Software, Tools oder neuartigen Geschäftsmodellen. Die angestammten Berater treten durch diese Methoden und Assets immer häufiger auch in den direkten Wettbewerb zu Online-, Marketing- oder Werbeagenturen, die auf ähnlichem Terrain unterwegs sind und ihre Kunden beispielsweise zum Thema Customer Journey unterstützen.

Wenn Beratungen sich also immer weiter in Richtung von Agenturen öffnen, diese akquirieren und zum Teil integrieren, so bedeutet das auch, dass sich die Arbeitswelt innerhalb der Beratungsorganisation verändern wird. Der Großteil der Design-Thinking-Einheiten wird vermutlich in separaten Geschäftseinheiten möglichst losgelöst vom klassischen Consulting-Geschäft operieren. Ganz bewusst, um die innovative und freigeistige DNS dieser Teams nicht einzuschränken oder abzutöten. Dennoch: Agilität, Innovation und Kreativität stehen zunehmend auf dem Programm, wenn sich „klassische“ Berater mit ihren Kunden unterhalten.

Diese Entwicklung wird in den kommenden Jahren das Consulting massiv verändern – spannende Zeiten.

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