Nun steigt auch die Boston Consulting Group in den Aufkauf von spezialisierten Wettbewerbern ein: Wie das Unternehmen am vergangenen Mittwoch mitteilte, wird BCG das auf Einkaufsoptimierung ausgerichtete Beratungshaus inverto mit Sitz in Köln übernehmen. Mit rund 130 Mitarbeitern in Deutschland, Österreich, UK und China zählt inverto neben Kerkhoff Consulting, KPMG BrainNet oder Kloepfel zu den renommiertesten Procurement- und Supply-Chain-Optimierern. Das Unternehmen wurde im Jahr 2000 gegründet und setzte 2015 rund 25 Millionen Euro um. Zu den bisherigen Kunden zählen beispielsweise Firmen wie Karstadt, Lufthansa, Bahlsen oder Boss. Häufig wird inverto von Private-Equity-Firmen engagiert, um Beteiligungsfirmen fit in deren Einkaufsprozessen zu machen.
Neben der Expertise der über hundert Mitarbeiter sichert sich BCG zugleich ein weiteres Asset: Datenbanken mit wertvollen Informationen zum Beispiel über Preise und Ordervolumina gehen ebenfalls in den Besitz der Top-Strategieberatung über. Wie es BCG-Deutschlandchef Carsten Kratz formuliert: „Moderne Unternehmensberatung ist das Zusammenspiel aus den besten Köpfen, Methoden und Tools sowie Vergleichsdaten“.
Zwar wurden keine näheren Informationen zum Kaufpreis gemacht, dennoch zählt diese Akquisition zu den größten von BCG weltweit seit Jahren getätigten – in Deutschland ist es de facto der größte Zukauf der Unternehmensgeschichte. Dies ist sicherlich bemerkenswert angesichts der Tatsache, dass die Top-Strategieberater McKinsey, BCG oder Bain & Company bisher von Akquisitionen direkter Consulting-Wettbewerber abgesehen hatten. So standen zuletzt eher Agenturen mit anderem Fokus auf der Kaufliste: So kaufte McKinsey 2015 die Design-Thinking-Agentur Lunar, BCG akquirierte Data-Analytics-Experten TSG Consulting. Nun wird das Rennen um die spezialisierten Managementberatungen also auch von den Top-Beratern weiter angeheizt, nachdem sich in den vergangenen Jahren eher die vier großen Wirtschaftprüfer in diesem Bereich Kompetenzen hinzugekauft hatten.