Das Leben nach der externen Beratung: Inhouse-Consulting oder direkt in das operative Geschäft?

In den vergangenen Jahren wurden Inhouse-Beratungen massiv ausgebaut. Nicht nur während der akuten Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 waren diese Einheiten ein sehr beliebter Karriereschritt für den Sprung aus der externen Beratung in eine Inhouse-Rolle. Nachdem die interne Beratungskompetenz Ende der 90er Jahre aufgebaut worden war, vollziehen die etablierten Einheiten der DAX-Konzerne heute sogar eine starke Ausdifferenzierung in Einheiten mit spezifisch funktionalem Fokus (zum Beispiel M&A, Marketing & Sales, IT-Strategie, etc.), so dass sich sowohl Generalisten als auch Spezialisten persönlich entfalten können.

Die Initiative „ICN Inhouse Consulting Network“, in der sich zwischenzeitlich 16 Inhouse-Beratungen zusammengeschlossen haben, konnte 2013 mit der ThyssenKrupp Management Consulting vorerst das letzte Mitglied verkünden und bietet den Einheiten eine gemeinsame Plattform, um ihr Employer Brand zu stärken.

Wie ist die Karriereperspektive Inhouse-Consulting zu sehen? Unnötiger Zwischenschritt und vergeudete Zeit oder sinnvoller „Durchlauferhitzer“, um für die erste Linienverantwortung adäquat vorbereitet zu sein? Eine bessere Work-Life-Balance ist in dieser Diskussion der ebenso trivialste als auch naheliegendste Aspekt, der für Inhouse Consulting sprechen kann.

bild1.jpgViel entscheidender: Nicht jeder Berater, der drei, vier, fünf oder mehr Jahre im externen Consulting tätig war, wird sofort eine Führungsposition geboten bekommen. Dafür sind die Industrieunternehmen noch immer zu zögerlich. Ob Consultants ohne Erfahrung im disziplinarischen Management der Führungsrolle gewachsen sein werden, wird ebenso hinterfragt wie die Akklimatisierungsfähigkeit im allgemeinen (Stichwort déformation professionelle) und das nachhaltige Arbeiten in einem mitunter politischen Umfeld. Aus diesen Gründen gibt es angesichts der großen Zahl an Beratern, die Jahr für Jahr den Exit in die Industrie anstreben, nicht annähernd ausreichende Positions-Slots.

Inhouse Consulting „verzinst“ hingegen das Kapital, welches Berater einbringen können: Die Fähigkeit, projektbasiert wechselnden Auftraggebern exzellente Beratungsleistungen zu bieten und Probleme auf hohem Qualitätsniveau zu lösen. Durch die Tätigkeit für ein einzelnes Unternehmen können Inhouse-Berater jene Netzwerke aufbauen, die für weitere Karriereschritte im Unternehmen entscheidend sein werden. Ebenso wichtig ist die Tatsache, dass die internen Beratungstruppen mit jedem Projekt ein umso besseres Bild vom internen Arbeitsmarkt, umfassendere Informationen zu einzelnen Geschäftsbereichen, Perspektiven oder zu Befindlichkeiten und Missstimmungen entwickeln können. Diese Informationen zu Chancen und Risiken sind weitaus exakter als sie es im Falle des direkten Einstiegs aus dem externen Consulting in eine direkte Linienverantwortung sein können.

Gerade bei dem so wichtigen „nächsten Schritt“ aus der Beratungstätigkeit in die Industrie, mit dem die Weichen für den langfristigen Erfolg gelegt werden, sah man schon viele scheitern, weil sich die attraktive Führungsposition ex post als Schleudersitz entpuppte. Dabei hatte während des Bewerbungsgespräches noch alles so gut geklungen…

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